Darmkrebs - zweithäufigste Krebsart in Deutschland
Darmkrebs ist besonders heimtückisch, denn er verursacht im Frühstadium kaum Beschwerden und verursacht keine typischen Anzeichen, die darauf hinweisen. Professor Dr. med. Dirk Arnold ist ärztlicher Direktor der Klinik für Internistische Onkologie an der Klinik für Tumorbiologie Freiburg. Er empfiehlt allen Patienten, die kein erhöhtes Risiko durch familiäre Vorbelastung oder wegen einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung haben, eine Darmkrebsvorsorge ab dem 50. Lebensjahr: „Ab diesem Alter steigt das Risiko für das Auftreten von Darmkrebs steil an. Die Darmspiegelung wird ab einem Alter von 55 Jahren im Rahmen der Darmkrebsvorsoge erstattet und kann im Abstand von zehn Jahren wiederholt werden.“
Früh erkannt, ist Darmkrebs fast immer heilbar. Darauf weist Dr. med. Ullrich Graeven, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie der Kliniken Maria Hilf Mönchengladbach, hin: „Solange der Tumor sich noch nicht wesentlich ausgebreitet hat, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit nach einer entsprechenden Behandlung von einer kompletten Heilung ausgehen. Empfohlene Maßnahmen sind bei geringer Tumorgröße und Ausbreitung die chirurgische Entfernung des befallenen Darmabschnittes und eine ergänzende Chemotherapie.“ Dank der Vorsorgeuntersuchung werde Darmkrebs im Frühstadium bereits bei Dreiviertel der Patienten diagnostiziert“ so Dr. Graeven.
Menschen mit erblicher Vorbelastung sollten frühzeitig mit Vorsorge beginnen
Bei 20 bis 25 Prozent der Darmkrebserkrankungen liegt ein familiäres Risiko zu Grunde, erläutert Dr. med. Friedrich Overkamp, Begründer der Praxis und Tagesklinik für internistische Onkologie & Hämatologie in Recklinghausen: „Waren oder sind Familienangehörige an Darmkrebs oder Darmpolypen erkrankt, können dies Hinweise auf ein erhöhtes familiäres Risiko sein - insbesondere bei Auftreten der Symptome vor dem 50. Lebensjahr. In diesem Fall sollte die erste Darmspiegelung zehn Jahre vor dem Zeitpunkt vorgenommen werden, zu dem bei den direkten Verwandten (also Mutter oder Vater) die Diagnose gestellt wurde.“ Die Kosten für eine intensivere Darmkrebsvorsorge, so Overkamp, würden bei Risikopatienten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Professor Dr. Arnold empfiehlt Risikopatienten bereits im Alter von 25 Jahren eine Darmspiegelung; sie sollte bei unauffälligem Befund in einem Rhythmus von zehn Jahren wiederholt werden.
Aussagekräftige Darmspiegelung
Die Darmspiegelung, in medizinischer Fachsprache Koloskopie genannt, sei die aussagekräftigste und bei weitem sinnvollste Untersuchung zur frühzeitigen Erkennung von Darmkrebs, betont Professor Arnold: „Hierfür betrachtet der Arzt mit einem speziellen Instrument, dem Endoskop, das Innere des Darms. Über einen Monitor kann der Arzt auf diese Weise einen Einblick in das Innere des Darms erhalten.“ Mit Hilfe des Endoskops könnten auch Gewebeproben an auffälligen Stellen entnommen sowie Darmpolypen und andere teils gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut abgetragen werden.
Solange der Krebsherd sehr begrenzt auf die Darmschleimhaut und mit den umliegenden Strukturen operativ zu entfernen sei (Stadium I), liege die Heilungsrate bei über 90 Prozent, erklärt Professor Arnold. Auch deshalb sei die Früherkennung so wichtig – neben den Krebsvorstufen, die dabei entfernt werden, können gerade auch sehr frühe Stadien der Krebserkrankung erkannt werden: „Und je früher man existierende Krebserkrankungen erkennt, desto besser sind die Heilungschancen.“
Kombination von Chemotherapien mit zielgerichteten Medikamenten
Professor Arnold macht auch den Menschen Hoffnung, die bereits von der Krankheit betroffen sind: „Können bei fortgeschrittenem Darmkrebs der Tumor und die vorhandenen Metastasen nicht operativ entfernt werden, wird durch eine Therapie mit modernen, zielgerichteten Medikamenten in Kombination mit einer Chemotherapie versucht, die Metastasen zu verkleinern und letztendlich eine vollständige Entfernung des Tumors zu ermöglichen.“ Im weit fortgeschrittenen Stadium der Krebserkrankung mit multiplen Metastasen, die sich nicht entfernen lassen, sei das Therapieziel die Verlängerung des Überlebens – aber genauso wichtig sei die Linderung der Symptome bei bestmöglichem Erhalt der Lebensqualität.
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